v.l.: Franzi Klügl (Bäuerin), Josef Schmidt (Landwirt), Daniela Krehl (Verbraucherzentrale), Christiane Feichtmeier (MdL), Maria Noichl (MdEP), Michi Friedinger (Landwirt), Carmen Wegge (MdB), H.-H Weinen (Moderation)

Unter diesem Motto lud die Kreisvorsitzende und MdL Christiane Feichtmeier am vergangenen Freitag in die Schlossberghalle nach Starnberg ein und trotz der meteorlogischen Weltuntergangsstimmung war der Saal gut besetzt – denn Ernährung und Landwirtschaft geht alle an, das Thema ist in die Mitte der Gesellschaft gerückt. An diesem Abend hörten den Landwirten auch unsere drei Parlamentarierinnen aus Landtag, Bundestag und dem Europäischen Parlament zu.

Maria Noichl (MdEP) gab die eindeutige Antwort auf die Eingangsfrage: Bis jetzt bezahlen die Bauern – und die Verbraucher. Die Landwirte, weil sie nicht genügend für ihre Produkte erwirtschaften können, um zu überleben und daher auf Subventionen angewiesen sind; aber auch wir als Verbraucher und Verbraucherinnen, weil die notwendige Transparenz in der Lebensmittelherstellung und -kennzeichnung fehle. Nicht nur im Bio-Laden, auch in jedem Supermarkt habe der Kunde ein Recht auf gesunde und fair hergestellte Lebensmittel, so Maria Noichl, die sich bereits als bayerische Landtagsabgeordnete für mehr nachhaltige Lebensmittelerzeugung eingesetzt hat. Denn die klein strukturierte Landwirtschaft, die mache die Menschen in der Region satt, nicht die Großbetriebe v.a. in Nord- und Ostdeutschland. Aber genau die werden von der EU am meisten gefördert, das seien aber die Umwelt- und Klimasünder, und nicht die kleinen Betriebe in Bayern, und auch nicht die Weidehaltung auf Bauernhöfen. Denn ohne Weidevieh ist kein Grünland möglich, das bedinge sich gegenseitig. Und wer glaube, dass eine vegetarische oder vegane Ernährung die Lösung unserer Umwelt- und Klimaprobleme sei, der irre sich gewaltig, so Noichl, die als gelernte Hauswirtschaftsmeisterin immer auch die Aspekte einer gesunden Ernährung im Blick hat.

Das ist auch das Anliegen der Ernährungswissenschaftlerin Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern. Sie legt persönlich großen Wert auf Frische und Regionalität, kennt aber auch die Verunsicherungen der Konsumenten über die Herstellung der Erzeuger und die Preisgestaltung des Handels. Sie fordert eine eindeutige, leicht zu lesende Kennzeichnung der Lebensmittel, damit die Verbraucherin auch für sich nachvollziehbare Entscheidungen treffen kann. Es sei ein Unding, sich über Kunden zu echauffieren, wenn diese am Supermarktregal zu günstigeren Produkten greifen und biologisch und regional erzeugte Waren liegen ließen. Handel und Lebensmittelindustrie seien in der Verantwortung, gesunde und bezahlbare Produkte für alle Menschen anzubieten.

Den Bauern und der Bäuerin in der Runde tat die Liebe zu den Tieren und zu ihrem Berufsstand auch durch die Schwierigkeiten wie Bürokratie und Gängelung durch nicht nachvollziehbare Gesetze keinen Abbruch. Vom BBV (Bayerischer Bauernverband) fühlen sie sich allesamt nicht (mehr) vertreten. Michi Friedinger, Demeterbauer aus Farchach und Kreisvorsitzender des BDM (Bund deutscher Milchviehhalter) ist froh, dass sein Sohn irgendwann den Hof übernehmen wird. Er ist sich sicher, dass das ohne das politische Engagement des Vaters so nicht geklappt hätte. So sähen die Jungen, dass man nicht nur jammern, sondern sich einsetzen muss für die Bio-Landwirtschaft und damit auch für die Zukunft der Natur und das Wohlergehen der Verbraucher. Bei den Bauernprotesten im Winter war Friedinger “ein paar Mal” mit dabei. Die Besteuerung des Agrar-Diesels war für ihn nicht das drängendste Problem. Aber dass die Bevölkerung endlich einmal auf die Situation der Landwirtschaft aufmerksam geworden ist, und begriffen hat, welche bürokratischen Auflagen ein Landwirt zu erfüllen hat, das hält er für sehr wichtig. Während der Corona-Zeit sei sein Hofverkauf prächtig gelaufen. Die Leute konnten nicht weg und legten viel Wert auf gutes Essen. Nach der Pandemie sei der Verkauf allerdings wieder eingebrochen. Für Maria Noichl soll diese Art des Protestes allerdings nicht Schule machen. Es könne nicht sein, dass der Recht bekäme, der mit den meisten PS seinen Forderungen Nachdruck verleihe.

Große Bewunderung erfuhr die Jungbäuerin Franziska Klügl, die mit 26 Jahren als fachfremde junge Frau den Sprung in die Bio-Landwirtschaft gewagt hat und jetzt gemeinsam mit ihrem Freund und dessen Familie einen Hof am westlichen Ammersee bei Utting bewirtschaftet. Auch sie betreibt dort einen Hofladen, musste den Hofverkauf jetzt allerdings einschränken, denn die Arbeit sei sonst nicht mehr zu bewältigen (das Publikum genoss dennoch ein von ihr selbst gebackenes Brot und verschiedene Aufstriche). Die Jungbäuerin wünscht sich v.a. verlässliche, längerfristige Rahmenbedingungen von Seiten der EU, um auch perspektivisch besser planen zu können, und sie fordert einen fairen Markt, v.a. für die Milch. Die Molkerei gibt die Preise vor und die Bauern haben diese zu akzeptieren. Als Milchbetrieb zahle man so drauf, so Franzi Klügl. Sie wünscht sich, dass die Landwirtschaft auch für ihre Kinder noch eine Zukunft bieten solle und freut sich schon, wenn diese dereinst in einer so wunderbaren Natur aufwachsen können.

Josef Schmidt von der ABL (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft) vertritt auch konventionell arbeitende Landwirte. Auch er hat das Glück, dass sein Sohn übernehmen wird, dem das Bulldog-Fahren jetzt schon so viel Spaß mache, dass er Spiralen in die Wiesen pflüge. In seinen Augen waren die EU-weiten Bauernproteste im Winter auch deshalb so erfolgreich, weil zu dieser Jahreszeit die Bauern alle Zeit hatten. Ihn haben seine Kinder und diverse Lebensmittelskandale zur Umstellung auf Bio-Landwirtschaft bewogen. Er fordert die Kommunen und staatliche Institutionen auf, mit gutem Beispiel voran zu gehen und in ihren Kantinen nur noch nachhaltig erzeugte Lebensmittel anzubieten.
Viele ABL- Mitglieder haben in dem Film “weiloisirgenwiazammhängd” mitgewirkt (der Einspieler führte das Publikum zu Beginn der Veranstaltung an das Thema heran und zeigte eindrücklich die Folgen auf, die das Eingreifen des Menschen in die Natur hat). Wie kann sich die Landwirtschaft gegen den Klimawandel wappnen? Michael Friedinger vertraut dabei ganz den Pflanzen und ihrem natürlichen Anpassungsvermögen. Die Lebensmittelpreise werden allerdings steigen.

Unsere drei Vertreterinnen im Landtag, Bundestag und im Europäischen Parlament bekamen realistische Einblicke in das Leben und Arbeiten der bayerischen Bauern und werden sich in ihren jeweiligen Parlamenten für sie stark machen.

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert